Takeshi Kitanos Filme |
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Der blinde Zatoichi (Beat Takeshi) bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Glückspiel und Jobs als Masseur. Hinter der demütigen Fassade versteckt sich allerdings ein Meister des Schwertkampfs, der seine Waffe mit unschlagbarer Präzision und Geschwindigkeit einzusetzen vermag. Zatoichi wandert durch die Lande und kommt in eine Stadt, die von der finsteren Ginzo-Gang kontrolliert wird. Als der Ronin Hattori (Tadanobu Asano) mit seiner Frau O-Shino (Yui Natsukawa) im Dorf auftaucht und seine Dienste der Ginzo-Gang anbietet, scheint diese nichts mehr aufhalten zu können. Zatoichi lernt die zwei hübschen Geishas O-Sei (Yuko Daike) und O-Kinu (Daigoro Tachibana) kennen, die ihm vom mutmaßlichen Mörder ihrer Eltern erzählen. Es scheint eine Verbindung zum Ginzo-Clan zu geben ... Kitano
überzeugt diesmal mit einer Mischung aus einer Vielzahl von Elementen in einem Film. Der klassische Historien-Kostümfilm überwiegt, wird aber durch Action-Elemente (mit der von , Kitano gewohnten drastischen Gewaltdarstellung), spaßige Zwischenszenen und vor allem hervorragenden Schauspielern auf ein besonderes Niveau gehoben. Außerdem ist das Thema mit seinem starken Einschlag
zu Kurosawas "Die sieben Samurai" sicherlich auch als eine Ehrerbietung
diesem gegenüber anzusehen.
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Kitano zitiert im Presseheft des deutschen Verleihs Concorde-Film: "Zatoichi ist nicht einfach nur mein erster Historienstoff. Es ist auch das erste Mal seit meiner ersten Regie-Arbeit, Violent Cop, dass ich einen Film nach einer
bereits bestehenden Idee eines Dritten gedreht habe.
Ich dachte, Zatoichi würde eine komplizierte Arbeit werden, weil Kostümfilme von
vielen als mühsamer zu machen angesehen werden. Es stellte sich heraus, dass die "Zatoichi ist einer der beliebtesten Helden in der Geschichte des japanischen Historien- und Samuraifilms. Ich glaube, jeder Japaner über 30 kennt Zatoichi. Weil es mehr als zehn Jahre her ist, dass der letzte Zatoichi-Film gedreht wurde, gibt es mittlerweile jüngere Japaner, die nicht mit dieser Figur vertraut sind. Ich hoffe, dass ihnen mein Film die Gelegenheit gibt, ihn kennen zu lernen." "Auf dieses Projekt wurde ich unerwarteter Weise von Frau Chieko Saito aufmerksam gemacht, die während meiner Asakusa-Phase eine meiner Mentorinnen war. Sie war gut mit dem verstorbenen Schauspieler Shintaro Katsu befreundet, der den Zatoichi in den originalen Episoden der Serie in Film und Fernsehen (von 1962 bis 1989) dargestellt hatte. Vor einigen Jahren fragte sie mich, ob ich eine Fortsetzung der Zatoichi-Saga drehen wolle. Das klang interessant, weil ich noch nie einen Historienstoff gemacht hatte. Als sie mich fragte, ob ich die Titelfigur selber darstellen könnte, überkam mich Panik. Es kam überhaupt nicht in Frage, dass ich in die Schuhe von Herrn Katsu schlüpfen würde! Freundlich lehnte ich ab. Aber Frau Saito ließ nicht locker. Schließlich gab ich nach. Mit meiner Zusage verband ich allerdings eine Bedingung. Ich musste völlig freie Hand bei der Gestaltung meines Films haben, so lange die Hauptfigur weiterhin ein blinder Masseur namens Zatoichi bliebe, der obendrein ein meisterhafter Schwertkämpfer und begnadeter Würfelspieler ist. Alles andere musste meine ureigene Kreation sein." "Mein Drehbuch basierte auf keinem der alten Zatoichi-Filme mit Herrn Katsu. Es gab auch keinen Anlass, die Figur so zu spielen, wie er es getan hatte. Ich wollte eine neue Version erschaffen, die sich vom Original körperlich und psychisch so weit wie nur möglich entfernt. Mr. Katsus Zatoichi hatte schwarzes Haar, trug einen einfarbigen Kimono und führte ein braunes Stockschwert. Ich fand, dass mein Zatoichi auffallend anders aussehen sollte. Mein Zatoichi ist eine ziemlich exzentrische Person. Er hat platinblondes Haar und ein blutrotes Stockschwert. Auch auf mentaler Ebene ist mein Zatoichi von den anderen Figuren deutlich weiter distanziert. Mr. Katsus Zatoichi definierte sich darüber, dass er herzenswarme Beziehungen zu den Guten und Schwachen aufbaute. Mein Zatoichi mischt sich nicht wirklich unter die guten Menschen. Er tötet einfach nur einen Bösewicht nach dem anderen." "Zatoichi ist sozusagen unbesiegbar. Er kann es mit jedem aufnehmen. Die Frage ist nur: Wie macht er das? Er ist blind, also sollte er nicht so besonders stark sein. Er kann seine Gegner ja gar nicht sehen. Schließlich fasste ich die Entscheidung, dass Zatoichis Stärke ganz simpel zu erklären ist: „Dies ist ein Film!“ Am Schluss des Films spiele ich sogar mit der Idee von Zatoichis Blindheit. Vielleicht ist er jaüberhaupt nicht blind. Zatoichi verblüfft einen, aber das entspricht der Rolle, die er spielt." "Ich fand, dass Rot als Farbe für den Stock die offensichtliche Wahl war. Es hätte uncool ausgesehen, wenn Zatoichi einen Stock benutzen würde, der nicht angemalt ist. Das hätte zu bodenständig ausgesehen und aus dem Film womöglich eine etwas zu herzerwärmende Saga über ganz normale Dorfbewohner gemacht. Ich hoffte, dass die anderen Figuren ihm gegenüber etwas skeptischer sein würden, wenn Zatoichi blond wäre und ein lackiertes Schwert mit sich führen würde. Niemand sollte sich auf seine Seite schlagen wollen." "Man würde erwarten, dass einem historische Stoffe mehr Restriktionen auferlegen als zeitgemäße Filme. Die Kostüme und Drehorte müssen nun einmal den geschichtlichen Tatsachen gerecht werden. Gleichzeitig verspürte ich eine größere kreative Freiheit, weil man in einem historischen Film im Grunde eigentlich alles erfinden kann. Jedes Detail – das Aussehen der Figuren, die Locations etc. – ist eigentlich fiktiver als bei einer zeitgemäßen Geschichte, da ja alles nachempfunden werden muss. Beispielsweise müssen alle Darsteller Haarteile tragen, um dem Stil der Vergangenheit zu entsprechen. Was die Sprache betrifft, habe ich mich für modernes Japanisch entschieden, da der Film in seiner Essenz auf keinen Fall altmodisch wirken sollte." "Mehr und mehr Filme verlassen sich auf Computergrafiken und visuelle Effekte.
Meistens trifft das aber auf moderne Stoffe zu. In meinen vergangenen Arbeiten
fühlte ich mich nicht wohl, sie einzusetzen. Aber wenn man sie in einem historischen
Stoff benutzt, dann erhält der Film einen Ton, der mich an Cartoons erinnert, was
sehr gut passt. Zumeist setzen wir die Computergrafiken ein, um Schwertschnitte
und Wunden zu zeigen. Früher hätte man es sich leisten können, spritzendes Blut "Bei den Actionszenen wollte ich mich nicht auf Computergrafiken und visuelle Effekte verlassen. Ich wollte so weit wie möglich meine eigenen Schwertkampf-Stunts absolvieren, weil mir das an der Story sowie den originalen Filmen sehr gut gefiel. Zatoichi hält sein Schwert mit einem Rückhandgriff, wenn er es aus der Scheide zieht. Daraus ergaben sich für mich beträchtliche Einschränkungen. Was die Action betrifft, hatte ich nur eine beschränkte Palette zur Auswahl. Ich konnte es aufwärts, abwärts oder seitwärts schwingen. Um die Schwertbewegungen auf visuell komponierte Weise zu filmen, musste ich für diese Szenen körperlich weitgehend unnatürliche Haltungen einnehmen. Oft musste ich die Handgelenke, Ellbogen oder Schultern auf sehr schmerzhafte Weise verdrehen was sehr intensive Übung erforderte." "Wir hatten einen Schwertkampf-Choreographen am Set, aber letztendlich
choreographierte ich fast alle Schwertkampfszenen selbst – mit Ausnahme der
einen, in der die beiden Geishas in Ogis Zuhause gegen Ginzos Schergen antreten.
Ich wollte nicht, dass die Schwertkampfszenen anderen Filmen ähnelten, wo man
merkt, dass immer wieder die selben alten Kombinationen zum Einsatz kommen. Ich
wollte etwas anderes auf die Beine stellen als die wohlbekannten vergangenen "Beim Schwertkampf im Film kommt es nicht darauf an, wie gut der Kämpfer, sondern wie gut der Schauspieler ist, der die Hiebe abbekommt. Wenn der Gegner nicht sehr gewandt ist, ist das Timing immer falsch und die Szene sieht unnatürlich aus. Was ich auf keinen Fall haben wollte, waren Schauspieler, die Schwerthiebe abbekommen und dann mit dem Gesicht in Richtung Kamera niederstürzen." "Bei Schwertkämpfen kommt es nur auf das Timing an. Man darf nicht langsam sein.
Ich musste schnell sein. Manchmal flog der Schwerthieb regelrecht an einem vorbei.
Im Kontrast dazu stehen die deutlich langsameren Bewegungen des Gegners. Um
die blitzschnellen Schwertbewegungen zu erfassen, benutzten wir sowohl eine
normale Kamera als auch eine Hochgeschwindigkeitskamera. Der Vorteil beim
gleichzeitigen Einsatz zweier unterschiedlicher Kameras besteht darin, dass man "Das 'Peng!' einer Pistole hat eine andere Bedeutung als das 'Wusch!' eines Schwertes. Für den Dreh einer Schießerei benötigt man nicht gerade viele Kameras. Es gibt Filme, da ist die Pistole noch nicht einmal zu sehen. Wenn die Pistole abgefeuert wird, kann derjenige, der von der Kugel getroffen wird, nicht viel dagegen tun. Aber bei Schwertkämpfen weiß man nie, was die nächste Bewegung sein wird. Wenn zugeschlagen wird, muss der Schwertkämpfer als nächstes die ungeschützten Körperstellen seines Gegners attackieren. Manchmal kann man überhaupt nicht zuschlagen. Selbst nach häufiger Wiederholung des gleichen Bewegungslaufs in den Proben kommt es beim Dreh doch einzig und allein auf Reflexe und Agilität an." " Ich musste bei Zatoichi häufiger schneiden als in meinen vorangegangenen Filmen. Ich musste verschiedene Einstellungen wählen, um Ungenauigkeiten zu verstecken. Die Schauspieler tragen Haarteile und Kimonos. Jedes Detail muss passen. Kurze Einstellungen sind die Norm, speziell wenn man die Kamera stark bewegt. Ein Historiendrama mit unbewegter Kamera wäre wie ein Stummfilm." "Kurosawa drehte für gewöhnlich zahlreiche Klappen seiner genau geplanten Schwertkämpfe. Die Wirkung ist, wie ich finde, gewaltig. Man braucht ungeheure Ausdauer, um so zu drehen wie Kurosawa. Die Regensequenz in Zatoichi ist meine Hommage an Kurosawas Die sieben Samurai. Interessanterweise war es beim Dreh dieser Szene nicht nur kalt. Der Regen änderte an einem gewissen Zeitpunkt auch noch seinen Geruch. Offensichtlich kam Wasser aus einem Karpfenteich zum Einsatz, weil nicht genügend Wasser zur Verfügung stand. Es stank ganz fürchterlich. Es fühlte sich an, als würde man mit Karpfen angespritzt werden." "Ich habe mich immer über japanische Historienfilme lustig gemacht, weil sie alle ähnliche Enden haben. Nur ein Beispiel: Wenn der Held die Stadt verlässt und die
Straße an einem Reisfeld entlanggeht, beginnen die dort arbeitenden Bauern immer
zu singen und zu tanzen. Als ich mich jetzt mit der Inszenierung meines ersten
historischen Stoffes konfrontiert sah, dachte ich mir: 'Warum soll ich mir nicht meine
eigene Version dieses stereotypen Schlussbildes gönnen?' Ich fand, dass es "Ein großer Entertainer sollte in der Lage sein, die unterschiedlichsten Dinge zu beherrschen. Ich habe mich selbst im Stepptanz versucht, aber fand es ein bisschen gewöhnlich. Das hatte keinen Pfiff. Der Stepptanz eines Gene Kelly gefällt mir nicht. Aber dann entdeckte ich den Stepptanz, wie ihn Gregory Hines ohne Musik im Hintergrund interpretiert. Das fand ich unglaublich. Vor ein paar Jahren wurde ich auf die japanische Stepp-Formation The Stripes aufmerksam. Ich sah ihre Show und war völlig hingerissen von ihrem Tanz. Ich konnte gar nicht glauben, wie sehr sich ihre Form des Stepptanzes von dem traditionellen Ansatz unterschied, den ich gelernt hatte. Das ist der Grund, warum ich The Stripes in Zatoichi einsetzte." "Ich wollte dem Film ein gewisses Gleichgewicht verleihen. Auf keinen Fall wollte ich nur Actionszenen in Zatoichi haben. Ein bisschen Humor sollte die Handlung auflockern. Die Figur des Ogi, gespielt von Saburo Ishikura, war eigentlich als kompletter Bösewicht angelegt, aber er alberte so viel vor der Kamera herum, dass ich entschloss, diese Szenen zu behalten. Also ist er jetzt so etwas wie ein lustiger Bösewicht. Der lustige Gute, Zatoichis Sidekick Shinkichi, wird von einem meiner ältesten Komödien-Kollegen gespielt, Guadalcanal Taka." |
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Der deutsche Verleih Concorde-Film hat auf seiner Website einen deutschsprachigen Trailer hinterlegt:
Auf der offiziellen Website von Office Kitano gibt es neben diversen Infos auf japanisch zwei Trailer zum Download: Vom amerikanischen Verleih Miramax gibt es ebenfalls eine offizielle Website zum Film. Dort gibt es auch einen englischsprachigen Trailer zum Download:
Für den Start in den französischen Kinos gibt es ebenfalls eine eigene Website. Dort gibt es neben dem obligatorischen Trailer und Bildern u.a. auch einen feinen Bildschirmschoner und ein paar Desktop-Hintergrundbilder. |
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Persönlich habe ich Zatoichi sehr genossen. Da es sich bei diesem Film um eine "Auftragsarbeit" und nicht um ein selbst erdachtes Projekt von Kitano handelte, hat er es sich nicht nehmen lassen, seine eigenen Elemente einzubauen. Der Film hat keine auffälligen Längen und ist durchweg unterhaltsam. Er ist vor allem für Kitano-Neulinge deutlich einfacher zu konsumieren, als z.B. Hana-Bi oder Scene at the Sea. Ein wenig irritierend war für mich, dass mit dem computergenerierten Filmblut so freizügig umgegangen worden ist. Aber vielleicht ist gerade das gewollt, um eine Überzeichnung des Genres aufzuzeigen. SPOILER! |
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Der Film lief am 06.09.2003 in Japan an. Am 07.06.2004 kam die englischsprachige Variante in die amerikanischen Kinos. Der deutsche Starttermin war der 24.06.2004. DVD:
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Verleih: Es gibt Videotheken (meist solche, die sich auf Independent-Filme etc. spezialisiert haben), bei denen man den Film ausleihen kann. Eine dieser Videotheken ist die von mir hochgeschätzte Filmgalerie 451 (mit Standorten in Berlin, Stuttgart und Konstanz). Hier kann man den Film auch per Post ausleihen. |
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zuletzt
geändert:
08.10.2006 |